29. November 2012

Rezension zu "Bis unter die Haut" von Julia Hoban



Verlag: cbt

Originaltitel: Willow


Erscheinungsdatum: 11. April 2011


ISBN:  978-3570308103

Seiten: 347 Seiten 


Preis: 7.99


Kaufen: *Klick*




Sie krempelt ihren Ärmel hoch. Der Schmerz schaltet den Lärm aus. Wischt die Erinnerung an die starrenden Gesichter fort. Willow schaut auf ihren Arm, schaut auf das Leben, das aus ihr herausquillt. Winzige rote Perlen, die zu riesigen Rosen erblühen. Wie die Pfingstrosen, die Mom immer gepflanzt hat.

Willow schließt die Augen, saugt die Ruhe durstig in sich auf. Mit jedem Eintauchen der Rasierklinge wird ihr Atem tiefer. Jetzt herrscht Stille. Nicht wie die von vorhin, als sie gestolpert ist. Diese Stille ist vollkommen rein.

Man kann eigentlich nicht sagen, dass etwas, das so wehtut, sich wirklich gut anfühlt. Es ist eher so, dass es sich richtig anfühlt. Und etwas, das sich so richtig anfühlt, das kann einfach nicht schlecht sein. Es muss gut sein. Es ist gut. Besser als gut.
 

Sieben Monate ist es her, seitdem Willow mit ihren Eltern in einer regenreichen Nacht auf der Straße unterwegs war.
 

Sieben Monate, seitdem ihre Eltern bei einem Unfall starben, bei dem Willow am Steuer saß.
 

Sieben Monate, seitdem Willow sich ritzt. An den Armen, am Bauch und an den Beinen.
 

Nur so kann Willow den Schmerz verdrängen, den sie seit der verhängnisvollen Nacht fühlt. Denn sie gibt sich die Schuld an dem Unfall.
Willow verdrängt alles, ist in der Schule immer allein.
 

Doch das ändert sich, als sie in der Bibliothek auf Guy trifft. Guy ist anders als andere Jungs. 

Er redet mit ihr und als er schließlich hinter ihr Geheimnis kommt, ist er zwar schockiert und bestürzt, aber er steht ihr bei und kämpft mit Willow.
 

Kann sie ihren Schmerz überwältigen und endlich von der Klinge loskommen?
 


Das Cover von "Bis unter die Haut" gefällt mir sehr gut! Zu sehen ist das Gesicht von Willow, durch das schmale Ritzstreifen laufen. Auf der Rückseite des Buches sind zwei Hände zu sehen, die sich festhalten. Diese sollen wohl für Guy und seinen Zusammenhalt mit Willow stehen.
 

Den Schreibstil von Julia Hoban fand ich sehr gut. Sie schreibt sehr flüssig und die Seiten fliegen einfach nur so dahin beim lesen. Das Buch ist in der dritten Person geschrieben und Willow wird die ganze Zeit über begleitet. Man kann sich so sehr gut in sie hineinversetzen.
 

Wow, ich liebe die Charaktere in "Bis unter die Haut"! Willow und Guy sind sehr authentisch gezeichnet und man kann sich in beide vollkommen hineinversetzen.
 

Willow ist eine sehr interessante Protagonistin. Sie hat eine sehr schwere Vergangenheit und eine noch schwere Zukunft. Durch das Ritzen verdrängt sie ihre ganzen Gefühle, denn sonst würden sie sie überwältigen und das schmerzt. Mehr als die Rasierklinge. Willow mach im Buch eine sehr schöne Entwicklung durch. Anfangs ist sie sehr in sich zurückgezogen, meidet jede Person und ritzt sich bei jeder Gelegenheit. Doch nachdem sie Guy kennenlernt, ändert sich das alles etwas.
 

Guy war für mich eine wundervolle Person! Ich habe noch nie einen männlichen Protagonisten erlebt, der der weiblichen Prota so eng beisteht und sie so sehr unterstützt. Guy war mir von Anfang an sympathisch. Er reagiert genau richtig, nachdem er erfahren hat, was Willow sich antut. Er verrät sie nicht, sondern unterstützt sie und versucht sie langsam von der Klinge wegzubekommen. Auch hat Guy noch eine super süße und liebe Art an sich, die ihn einfach zu einem wahren Mädelstraum macht.
 

David, Willows großer Bruder, hat mir am Anfang leider nicht so gut gefallen. Er lebt zusammen mit seiner Frau Cathy und seiner kleinen Tochter Isabelle in einer kleinen Wohnung. Nach dem Tod seiner Eltern muss auch Willow dort mit einziehen. Man wird die ganze Zeit das Gefühl nicht los, dass David Willow die Schuld am Unfalltod seiner Eltern gibt. Obs wirklich so ist, muss man jedoch selbst herausfinden.
 

Die restlichen Randcharakter fand ich auch alle gut gestaltet. Allen voran Laurie war mir sehr sympathisch!

"Bis unter die Haut" von Julia Hoban ist wirklich eines der krassesten Bücher, die ich bisher gelesen habe! Die traurige Geschichte um Willow hat mich tief berührt und nachdenklich zurückgelassen.
 
Das Buch lag schon längere Zeit auf meinem SuB, denn ich muss zugeben, obwohl mich der Klappentext interessiert, bin ich doch immer etwas von dem Buch zurückgeschreckt. Denn das Ritzen ist nicht gerade ein leichtes Thema, mitdem man sich gerne befasst. Aber dann hat mir eine Freundin so von dem Buch vorgeschwärmt, dass ich es kurz entschlossen einfach mal zu Hand nahm.
 
Und die Wahl habe ich keinesfalls bereut! Denn obwohl das Buch ein sehr schwieriges Thema behandelt, bereitet es einem doch ein sehr gutes Lesevergnügen. Zwar nicht direkt in der positiven Art, aber doch irgendwie in einer guten.
 
Die Geschichte beginnt direkt mit einem Knall. Willow wird von ihren Gefühlen überwältigt in der Schule und greift zur Klinge. Dabei beschönigt Julia Hoban nichts, es wird alles genau beschrieben.
 
Ich habe von Anfang an mit Willow mitgelitten. Beide Eltern auf einmal zu verlieren und dann auch noch mit beim Unfall dabeigewesen zu sein, boah das will ich mir nicht einmal vorstellen. Insofern konnte ich ihren Schmerz sehr gut verstehen. Ich verstehe es auch, bis zu einem gewissen Grad, warum Willow sich diese Schmerzen zufügt.
 
Als Willow dann Guy trifft, ändert sich aber einiges. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, und als er ihr Geheimnis aufdeckt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als seine Nähe zuzulassen. Denn Guy will sie nur beschützten und tut dafür fast alles für Willow.
 
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden fand ich sehr gut gelungen. Es ist hier nicht die typische "Junge trifft Mädchen - 2 Minuten Gespräch - erster Kuss - erstes Mal - Happy End" Geschichte.^^ Nein, zwischen Willow und Guy entwickelt sich alles sehr langsam. 
Die beiden tauschen sich aus, reden über ihre Gefühle und kommen sich dabei langsam näher. Dabei darf man immer nicht vergessen, dass Willow auch Glücksgefühle sehr wehtun und sie zur Klinge greifen lassen. Das hat zu einer meiner absoluten Lieblingsstellen geführt, nicht weil sie schön ist, sondern einfach, weil eine unglaubliche Tiefe in dieser Stelle steckt.
 
Das Ende hat mir sehr gut gefallen! Willow macht eine unglaubliche Verwandlung durch im Buch. Welche das ist, muss aber jeder selbst lesen.
 
"Bis unter die Haut" ist in sich abgeschlossen, einen Folgeband braucht es aber auch gar nicht.
 

 "Bis unter die Haut" hat mich wirklich tief berührt und mich nachdenklich gestimmt. Kein Buch für schwache Nerven, denn die Geschichte von Willow ist wirklich krass. Trotzdem ein Buch, dass ich auf jeden Fall weiterempfehle!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen